Denen soll man keine Plattform bieten …

Diesen Satz hört man ständig und er bedeutet im Regelfall: «Ich bin nicht deren Meinung und deswegen sollten sie ihre Meinung nicht öffentlich kundtun dürfen (insbesondere, so lang mir keiner eine Plattform für meine, die richtige Meinung gibt).» Ich gebe (ungern) zu, dass der Teil in der Klammer etwas überspitzt ist.

Besonders gern wird der Satz dann bemüht, wenn ein Medium, das wir eigentlich auf «unserer Seite» wähnen, jemandem von der «anderen Seite» Platz/Zeit einräumt. Und bis zu einem gewissen Grad ist das ja auch richtig: Wenn mein Medium Pro-Asyl ist, sollte ich die Thesen eines Herrn Sarrazin vielleicht nicht umkommentiert abdrucken, ihn vielleicht nicht zum Interview laden und von einer Vollpfeife befragen lassen.

Die beiden wichtigen Begriffe hier sind «umkommentiert» und «Vollpfeife».

Lügenpresse!!!

Bevor jetzt jemand denkt, dass diese Vokabel zu meinem aktiven Wortschatz gehört: Sie tut es nicht. Der Gebrauch dieses Wortes lässt mich aber oft ratlos zurück.

«Lügenpresse» ist im allgemeinen Sprachgebrauch mit «Presse, die nicht meiner Meinung ist» gleichzusetzen. Besonders spannend finde ich, dass ein und dieselbe Person eine Zeitung als «Lügenpresse» bezeichnet, weil dort etwas steht, was nicht der eigenen Meinung, dem eigenen Weltbild entspricht. Steht aber in derselben Zeitung etwas, was die Person unterstützt, wird daraus entweder ein «Das muss stimmen. Es steht ja sogar in der Zeitung.» oder sogar ein «Wenn das selbst die Lügenpresse eingesteht, muss es ja wahr sein.» Dieselbe Person, dieselbe Zeitung!

Wenn man jetzt einmal davon absieht, dass die Vokabel «Lügenpresse» intensiv von der NSDAP genutzt wurde (was ich tendenziell eher kritisch finde), fragt sich der Linguini in mir: Wie kann man etwas wie «Wenn es in der Lügenpresse steht, muss es wahr sein» sagen, ohne dass es einen äusserst schmerzhaften Knoten im Gehirn verursacht?

Lügen für den guten Zweck

Eine Unart in Politik und sozialen Medien ist es, für den «guten Zweck» zu lügen, das eigene Ziel mit Fehlinformationen zu verfolgen. Ein wunderschöne Beispiel dafür war ein Bild, dass in den sozialen Medien zum Hambaches Forst, beziehungsweise dessen Abholzung für den Braunkohlebergbau kursierte.

Generell bin ich dagegen, dass Wald abgeholzt wird um Kohle abzubauen. Wir sollten aus der Zeit der Notwendigkeit hierfür herausgewachsen sein. Und weil ich grade letzte Woche auf den «Migrationskritikern» rumgehackt habe, ist dieses Thema doch ein wunderschönes Beispiel, gefühlt vom anderen Ende des Spektrums. Jedenfalls stand auf diesem Bild Folgendes:

Der Hambacher Wald existiert seit der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren.

In 4 Wochen soll der letzte grosse Mischwald Mittel-Europas gerodet werden.

Teile dieses Bild, wenn du es für ein Verbrechen hältst, dass dieser Wald für den Kohleabbau weichen soll!

Reinhard Schinka, ein geschätzter Freund von mir und Gegner des Abholzens hat sich die Mühe gemacht, die Inhalte zu hinterfragen und zu recherchieren, weil er Fakten fast genauso cool wie Bäume findet:

  • Die meisten Wälder Europas existieren wohl seit der letzten Eiszeit (genauer Kaltzeit).
  • Über 75% der Wälder in Deutschland (Anm. des Klugscheissers: das gemeinhin zu Mitteleuropa gezählt wird) sind Mischwälder.
  • Der Hambacher Forst umfasst 200 ha Wald (100 ha davon sollen abgeholzt werden). Allein der Koblenzer Stadtwald hat eine Fläche von rund 2'750 ha. Die Ardennen (Anm. des Klugscheissers: als Teil Frankreichs werden die meist auch zu Mitteleuropa gezählt) sind überwiegend Eichen-Mischwälder, die über 1'200 km² umfassen (Anm. des Mathematikers: also rund 120'000 ha).

Das Ganze ist dann noch mit einer Sicht auf einen anderen Waldabschnitt bebildert.

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